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Warum Achtsamkeit gerade auch bei Hauterkrankungen heilsam wirkt

(Chronische) Hauterkrankungen wie Psoriasis, Ekzeme aller Art, Urtikaria, Rosacea etc. sind nicht nur körperlich, sondern auch psychisch belastend. Als Dermatologin und Psychodermatologin werde ich immer wieder mit der Komplexität dieser Krankheitsbilder konfrontiert, die oft mit Stress, Angst bis hin zu Panik und teilweise auch Depressionen einhergehen. Ob nun zuerst die Hauterkrankung da war und die Psyche beeinträchtigt oder ob andersrum durch die psychische Belastung die Hauterkrankung getriggert wird, ist gar nicht so wichtig. Die Wechselwirkung zwischen Haut und Psyche geht in beide Richtungen – wenn auch natürlich mit individuellen Gewichtungen. Ein ganz wesentlicher Faktor ist dabei die Bedeutung, die der/die Betroffene einer Hauterkrankung bzw. Hauterscheinung beimisst. Während eine Person regelrecht in Panik geraten kann, wenn sie eine kleine, neue Stelle an der Haut bemerkt, kann eine andere Person in der gleichen Situation völlig gelassen bleiben und keinerlei Handlungsbedarf sehen.

Was hat das nun mit Achtsamkeit zu tun?

Mit der Beschreibung dieser unterschiedlichen Reaktionen möchte ich verdeutlichen, dass es weniger Hauterkrankungen selbst oder generell Ereignisse im Außen sind, die uns innerlich in Aufruhr und Stress versetzen, sondern vielmehr die Bedeutung, die wir diesen geben – beeinflusst von unseren bisherigen Erfahrungen natürlich.

Mithilfe von etwas Übung in Achtsamkeit können wir es schaffen, einen kleinen, aber ganz entscheidenden Schritt innerlich zurückzutreten. Ist eine Situation mit ein ganz klein wenig Abstand betrachtet vielleicht doch nicht ganz so schlimm wie wir zuerst dachten?

Zum Beispiel macht es einen großen Unterschied, ob ich mich einfach nur schäme und mit dem Gefühl völlig eins bin oder ob ich bemerke, dass ich mich schäme. Oder ob ich von Angst erfüllt bin oder ob ich bemerke, dass ich Angst habe. Wenn wir bemerken, dass wir ein bestimmtes Gefühl haben, befinden wir uns in der Position des „inneren Beobachters“, um es in der Sprache der Achtsamkeit auszudrücken. Von hier aus können wir uns nun auch viel leichter fragen: „Was brauche ich in dieser Situation? Was kann ich tun, damit es mir jetzt ein wenig besser geht?“

Dieser Schritt weg aus der Identifikation mit unseren Gefühlen ist der Schlüssel zum „Zauber“ der Achtsamkeit! Wir haben Gedanken und Gefühle, aber wir sind nicht eins mit unseren Gedanken und Gefühlen! Ein schönes Bild finde ich die Vorstellung der Gedanken und Gefühle als einen Wasserfall. Und wir stehen nun nicht mehr darin, sondern dahinter oder davor. Das ist doch gleich viel angenehmer! 

Auf diese Weise gewinnen wir mehr Flexibilität in unserem Verhalten, fühlen uns weniger ohnmächtig unseren Gedanken und Gefühlen ausgeliefert und können reifere Entscheidungen treffen – und fühlen uns wohler in unserer Haut, unabhängig von ihrem momentanen Zustand!

Natürlich ist die Technik der Achtsamkeit nicht nur bei Hauterkrankungen enorm hilfreich. Da die Verknüpfung zwischen Gefühlen und Haut durch die Sichtbarkeit nach außen psychosomatische Zusammenhänge jedoch besonders deutlich macht, ist es mir ein Anliegen, sie hier zu erwähnen.

Abschließend noch ein Zitat von Viktor Frankl: „Zwischen Reiz und Reaktion liegt ein Raum. In diesem Raum liegt unsere Macht zur Wahl unserer Reaktion. In unserer Reaktion liegen unsere Entwicklung und unsere Freiheit.“

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Stand: 2024 - Dr. med. Christiane Miltenburg
*Psychodermatology Diploma Level 1 der European Society for Dermatology and Psychiatry

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